Wird Greensill-Bank Entschädigungsfall?
Am 03. Mrz. 2021 hat die BaFin gegenüber der Greensill Bank AG in Bremen wegen drohender Überschuldung ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen. Damit ist noch nicht der Entschädigungsfall eingetreten.
Anleger jedoch können ihre Einlagen bei der Greensill nicht mehr abrufen/-heben. Bei Privatanlegern spricht man immerhin von einer Milliarde Euro, die dort liegen sollten.
Wie üblich in solchen Fällen ist die Suche nach den Schuldigen bereits in vollem Gange. Einige sind auch bereits ausgemacht. Zuallererst natürlich die BaFin, dann als nächste die sogenannten Zinsplattformen wie z.B. Weltsparen und Zinspilot, die mit massiver Fernsehwerbung aggressiv an den Markt gegangen sind.
Daneben auch noch eine ganze Reihe von Banken und Sparkassen, die ihre Kunden dahin vermittelt haben. Der mündige Verbraucher wird natürlich außen vorgelassen, alle Beteiligten aber beteuern ihre Unschuld. Logischerweise!
Letztlich haben wir es mit drei „Parteien“ zu tun:
Partei 1: die das Geld als Einlagen haben will
Partei 2: die die Einlagen dahin vermittelt
Partei 3: die Anleger, die für ein mehr an Zinsen alle Bedenken und möglichen Risiken ignorieren und ausklammern
Partei 1, die Zinsen über dem Markt angeboten haben, klammern wir hier aus, auf das Konstrukt gehen wir in einem anderen Beitrag ein
Partei 2 sind alle jene, die die Anleger in welcher Form auch immer, ob mit Werbung oder direkter Ansprache, motivieren, über sie, nämlich die Partei 2, das Geld dort anzulegen. Warum machen sie das? Gutmenschentum? Soziale Einstellung? Sie wollen den Kunden selbstlos gutes Tun?
Ganz deutlich gesagt, kann im Jahr nun wirklich niemand mehr von sich sagen, er würde an einen dieser drei Punkte glauben. Alle müssen Geld verdienen, genauso wie auch niemand zur Arbeit gehen würde, wenn er dafür kein Gehalt bekommt. Logisch!
Der Anlagenvermittler hat einerseits manches Mal nur eingeschränkte Möglichkeiten, das Produkt, welches der verhökert, im Detail zu hinterfragen. Faktisch jedoch ist es so, dass sich die überwiegenste Zahl der Anlagevermittler in keiner Weise für die Hintergründe interessiert oder das Produkt oder den Anbieter hinterfragt. Einzig der Umsatz interessiert, Umsatz bringt Geld, kein Umsatz bringt kein Geld, und das Verantwortungsgefühl für den Kunden ist größtenteils mehr als nur marginal.
Aber auch das kann nach den vielfältigen schlechten Erfahrungen der letzten Jahrzehnte keine Überraschung mehr sein.
Partei 3 ist willfährig und begeistert und hat ebenso wenig Interesse, Detailfragen zu stellen oder genauer hinzuschauen.
Auch 2 und 3 müssen sich einige Fragen gefallen lassen!
- Wer ist der Anbieter?
- Warum kann jemand Guthaben-/Anlagezinsen über dem Markt anbieten?
- Wer ist der Anlagevermittler?
Wer ist der Anbieter?
In unserem Fall eine kleine, nur regional bekannte Bank, die beinahe urplötzlich auf dem Markt aufgetaucht ist. Ein einfacher Blick in Wikipedia würde reichen, um sich Gedanken zu machen und unbequeme Fragen zu stellen.
Warum Anlagezinsen über dem Markt?
Banken agieren vom Grundsatz her als Geldhändler. D.h. sie kaufen Geld ein (An-/Einlagen) und verkaufen es als Kredit weiter. Je höher die Anlagezinsen, umso höher müssen die Kreditzinsen sein. Nun ist der Markt auch für Kreditkunden heiß umkämpft, was bedeutet, dass sich höhere Kreditzinsen nur mit höheren Risiken durchsetzen lassen. Höhere Risiken bedeuten aber auch zwangsläufig höhere Verluste. Höhere Verluste sind gleichlautend mit höheren Risiken für die Geldanlagen.
Wer ist der Anlagevermittler?
Das ist nun ein besonders heißes Eisen! Hier sollte man genau hinschauen und durchaus unbequeme Fragen stellen. Auch als Laie sollte man mit ein paar Fragen ahnen können, ob der Vermittler Ahnung von der Materie hat oder nur viel redet ohne etwas zu sagen. Und wie immer gilt: mehrere Meinungen einholen und am Besten einen unabhängigen Berater hinzuziehen, der nicht von den Weisungen einer Verkaufsstruktur abhängig ist.
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