Steuern sparen um jeden Preis
Jahresende ist der richtige Zeitpunkt, um das übliche Thema „Steuern“ wieder anzubringen.
Seit Jahrzehnten funktioniert es auf die immer gleiche Art und Weise. Das Jahresende rückt näher, die Steuererklärung rückt demzufolge auch immer näher und was liegt ebenfalls näher, als dem Steuerpflichtigen in Angst und Schrecken vor dem Finanzamt zu versetzen.
Steuern sparen ist das Schlagwort, dass über die Jahre nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat und das jedes Jahr viele dazu bringt, jeglichen wirtschaftlichen Sachverstand ebenso wie gute Ratschläge über Bord zu werfen und zur Freude von Vertrieb und Initiator noch schnell erhebliche Summen zu investieren.
Wobei wir eines vorausschicken müssen: Nicht jede Investition in eine Immobilie ist per se schlecht. Ganz im Gegenteil ist gegen eine vernünftige Investition in eine angemessene Immobilie als Vermögensanlage und perspektivisch Altersabsicherung nichts einzuwenden. Wenn dann noch der eine oder andere Steuervorteil hinzukommt und die Investition begünstigt, umso besser.
Grundsätzlich sehr skeptisch muss man sein, wenn der Immobilienkauf über die Steuerersparnis schmackhaft gemacht und gerechnet wird. Über die letzten knapp 40 Jahre sind aus eigener Anschauung 8 von 10 solcher Investitionen nicht aufgegangen.
Steuersparimmobilien haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie regelmäßig völlig überteuert sind, der theoretische Steuervorteil für den Erwerber vorher bereits auf den Kaufpreis aufgeschlagen wurde und die Liquiditätsrechnungen regelmäßig das Papier nicht wert sind, auf denen sie in bunten Farben und tollen Grafiken gemalt werden.
Natürlich wird sehr gut daran verdient: Der Initiator reibt sich das Händchen, die Margen sind gigantisch. Wir hatten dazu vor vielen Jahren den Spruch geprägt:
„Billig einkaufen, etwas Farbe an die Wand werfen und als Luxusimmobilien verhökern!“
Der Vertrieb hat Gewinnspannen, die jedes Zurecht biegen der Zahlen als Kollateralschaden erscheinen lassen und wenn dann noch ein von Umsatzdruck und -gier, wenig-bis-keine-Ahnung-haben oder Schlimmeres getriebener Banker/in hinzukommt, ist das Resultat vorprogrammiert.
Angeschmiert ist der Käufer, der auf einer völlig überteuerten und mehr als einmal auch noch nicht vermietbaren Eigentumswohnung sitzt, sich die Augen reibt, so er denn wach wird und mit viel Glück haarscharf an der persönlichen Insolvenz vorbei schrammt.
Der Investor weiß von nichts, überzogene Preise sind nicht verboten, der Vertrieb hat sich aufgelöst und ist abgetaucht. Falls man seiner Habhaft wird, lässt sich regelmäßig nichts holen und bei der Bank – hin und wieder sind Urteile über Schrottimmobilien durch die Presse gegangen, aber das sind nadelfeine Spitzen des Eisberges, der Großteil der Käufer kann damit nichts anfangen.
Dabei gibt es für jeden Interessenten eine ganz einfache Rechnung: Was bekomme ich vom Finanzamt wieder und was muss ich an Nebenkosten und vor allem Zinsen bezahlen.
Vor einer Reihe von Jahren hatte ich den Vorstand eines Dax-Konzerns als Kunden, der mit so einem Investment ankam, den sein Steuerberater hat gesagt, er müsse was machen um Steuern zu sparen.
Meine Berechnungen liefen darauf hinaus, dass er ca. 30.000 damals noch DM an Steuern sparen könne gegen 110.000 DM an Zinsen an uns als Bank. Dazu eine Immobilie weit über nachhaltigem Wert und mit Mieten, die bis heute nicht zu erzielen sind.
Tatsache: Wenn es um Steuern sparen geht, verlieren alle den Verstand!
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