Pflegeheime als Geldanlage
Je länger die Phase der Niedrigzinsen dauert und je länger die letzten Anlagepleiten wie z.B. P &R Container vergangen sind, umso schneller kommen immer neue Anlageformen, oder auch alte in neuer Verpackung, als absolute Geheimtipps und Renditebringer auf den Markt und werden an den Mann und die Frau gebracht.
So sind mir dieser Tage wieder einmal Werbebroschüren für ein Pflegeheim auf dem sprichwörtlichen platten Land in die Hände gefallen.
Hier werden Wohnungen feilgeboten, die langfristig an den Heimbetreiber vermietet werden und eine sagenhafte Rendite von 4 und 5 und mehr Prozent versprechen.
Einige der Werbeaussagen will ich Ihnen nicht vorenthalten:
- Das Objekt eignet sich sowohl für Eigennutzer als auch für Vorsorge- und Kapitalanleger.
- Eine des sichersten Geldanlagemöglichkeiten
- Vermögenssicherung durch Inflationsschutz
Ich will hier gar nicht weiter auf die Renditeberechnungen eingehen oder diese zu zerpflücken, ganz abgesehen davon, dass sie für jedes Objekt anders aussehen.
Hier will ich einfach nur einige sachliche Überlegungen anbringen, die man sich bei jeder solchen Anlage stellen sollte.
- Was kosten vergleichbare Eigentumswohnungen in gleicher Lage?
- Was passiert nach Ablauf des Mietvertrages, auch wenn dieser mit dem Betreiber über 20 bis 25 Jahre abgeschlossen ist?
- In welchem Zustand befinden sich das Haus und die Wohnung bei Ablauf des Mietvertrages?
Preisvergleich:
In der Regel sind vergleichbare Wohnungen deutlich preisgünstiger, was damit zu tun hat, dass ein Pflegeheim ein sehr spezielles Objekt ist und einiges an „Zusatz“-ausstattung haben muss, um funktionsfähig zu sein. Dazu kommt noch, dass es mit dem Prädikat „Besonders sicher und besonders lukrativ“ beworben wird, was per se einen deutlichen Preisaufschlag bedingt.
Ablauf des Mietvertrages
Was macht man nach Ablauf des Mietvertrages mit dem Objekt? Bis dahin ist es mehr als nur runtergewohnt, entspricht nicht mehr dem dann aktuellen Niveau und Standard, also wer soll dann hier weiter ein Heim betreiben, wenn dann ganz andere Anforderungen bestehen oder ein findiger Investor im Umfeld ein modernes Heim hochzieht. Dann hat man hier den sprichwörtlichen Ladenhüter, den man zu großen Teilen abschreiben muss. Die angenommene Rendite kann weder den Wertverfall noch den höheren Kaufpreis auffangen.
Zustand nach Aufgabe des Heimes
Im vorherigen Abschnitt bereits angesprochen, eher mäßig bis schlecht, gleichzeitig sind viele Einbauten nicht mehr zu gebrauchen, müssen teuer um oder zurück gebaut werden, ohne dass sich der Heimcharakter wirklich auflösen lässt.
Eine typische Eigentumswohnungsanlage muss regelmäßig gepflegt und modernisiert werden, sollte sich aber auch dann auf einem vorzeigbaren Niveau bewegen, Sondereinflüsse, die sich nicht absehen lassen, einmal dahingestellt. Das gilt jedoch bei beiden Wohnungsanlagen.
Fazit für den Normalverbraucher/-anleger:
Pflegeheime sich für den „normalen“ Anleger kaum zu empfehlen. Die höheren Preise vorher, die Probleme hinterher, nichts, was man sich antun sollte. Auch das Argument, man könnte dann im Alter oder Pflegefall selbst nutzen, zieht nicht wirklich. Ist kein Betreiber vorhanden, bringt die Eigennutzung keinen Vorteil.
Bei der gleichen Ausgangslage eine vermietbare „normale“ Wohnung gekauft, kann diese für den Fall der Fälle veräußert werden. Mit dem Erlös kauft man sich dann in einer modernen Pflegeinrichtung ein. Gleichzeitig ist man damit nicht ortsgebunden, wer kann heute schon wissen, was in 20 Jahren sein wird.
Pflegeheime sind für mein Dafürhalten tatsächlich nur für professionelle Projektentwickler und Investoren geeignet, die die komplette Anlage übernehmen und diese ganz anders kalkulieren können.
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