Die Opel Manta Gedächtnisbrücke
Jeder sollte seine kleinen Geheimnisse für sich behalten, ansonsten holen sie ihn für den Rest seinen Lebens zu den unpassendsten Momenten wieder ein.
So musste ich dieser Tage im Zuge einer sowieso nicht zu gewinnenden Diskussion den Hinweis auf die „Opel Manta Gedächtnisbrücke“ einstecken. Nur ein schwacher Moment, ein falsches Wort und man ist geliefert.
Und dabei liegt der Ursprung des Ganzen in ferner Vergangenheit, zu einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war und auch mich der Wunsch nach einem eigenen fahrbaren Untersatz überkam. Angesichts des nicht gerade üppigen Budgets und von einer noch nicht üblichen Autofinanzierung: „Dürfen es noch ein paar Tausender mehr sein?“ ein mühsames Unterfangen. Dazu noch die Vorinternetzeit mitten im Bayerwald … Und so traf mich eines Tages auf dem Dorf der Strahl des Blitzes in Form eines dunkelblauen Opel Manta Modell A (mit der Heckflosse) und einem breiten weißen Streifen außen rum. Breitreifen mit goldfarbenen Felgen (die Reifen entsprechen heute eher Normalformat und güldene Felgen: na, ich weiß es nicht). Und mit 96 PS höchstmotorisiert. Musste ich haben.
Da half es auch nicht, dass ich einige gute Ratschläge bekam, die stets darin gipfelten: Ich solle das Geschoss doch lieber nicht kaufen. „Die schrauben selber dran!“ Immerhin wurde mir eine neue TÜV-Plakette versprochen.
Wie auch immer, eines Mittwochabends wechselte gegen 2.500 DM der Besitzer. Noch mal: 96 PS, dunkelblau, weißer Streifen drum herum! Mobil und unabhängig, das Gefühl von Freiheit!
Zweieinhalb Tage später, Samstag Mittag, ruft mein Freund und Kollege Herbert an, um sich zu erkundigen, ob ich nicht endlich kommen möchte, die Zweigstelle und Kasse zu übernehmen. Immerhin wolle er ab Montag in Urlaub gehen.
Schiet, vor lauter Freiheit hatte ich das völlig vergessen.
Den Rest können wir hier abkürzen: Auf halber Strecke bei einem Bremsmanöver wollten die Bremsen nicht so wie ich, nach zwei eleganten Umdrehungen knallte ich voraus ins Brückengeländer, welches ein deutlich höheres Beharrungsvermögen hatte. Das Brückengeländer war ein wenig locker, der Motor lag auf dem Beifahrersitz, ansonsten Totalschaden und Herbie war selber schuld, dass er mich so gescheucht hatte.
In Urlaub ist er trotzdem gegangen. Wir hatten dann am Sonntag die damals übliche Übernahme gemacht:
„Die Kasse stimmt, die Tresorkombination kennste sowieso und da sind die Schlüssel!“
Ich hoffe, er liest diese Zeilen und hat heute noch ein schlechtes Gewissen ob meines Ungemachs!
Ab dem Tag war ich zwei Jahre lang wieder auf Bus, Fahrrad und Mildtätigkeit anderer angewiesen und wollte seitdem nie wieder irgendein Auto unbedingt haben.
Und seitdem gibt es mitten im Bayerischen Wald die „OPEL MANTA GEDÄCHTNISBRÜCKE“!
Mein lieber Manta im Autohimmel:
Ich habe dich noch lebend gesehen.
Verzeih ihm. Ja beides. Die güldenen Felgen waren sexy,dein Hinterteil sensationell und dein Teint. …
Die Delle in der Brücke hatten sie übrigens 2 Jahre gelassen. Vielleicht stand es auch damals schon nicht zum Besten mit den Gemeindekassen oder ob der Tatsache dass dein Mörder genau die Grenzen zierte. Na egal das ist ein anderes Thema.
Rest in peace.