Datenschutz und Supermarkt
Wenn man sich auf der Straße so umhört, sind wir gegen fast alles. Gegen Kohle, gegen Atomstrom, gegen mehr Verkehr – die Aufzählung lässt sich beliebig fortführen.
Für Datenschutz sind wir aber alle! Das Thema ist ganz groß und so groß es ist, so viele tummeln sich hier und bringen ihre Bedenken und Interpretationen der sicherlich in weiten Teilen nicht sonderlich konkret formulierten DSGVO vor.
Dabei reden wir noch nicht von den Auswüchsen wie z. B. die Namen an Klingelschildern, was stark an Schildbürger erinnert. Unabhängig davon, dass dies von der DSGVO gar nicht erfasst wir, bleibt nur zu hoffen, dass die Klingelschildlosen nicht irgendwann mal einen Notarzt brauchen. Ob ein Besuch sich merken kann, die dritte Klingel von oben, zweite von rechts zu benutzen, soll ebenfalls dahin gestellt bleiben. Oder war es doch die zweite von unten und die dritte von links?
Als nächstes könnte man sich durchaus vorstellen, sich der Hausnummern anzunehmen, immerhin können diese ebenfalls bestimmten Personen zugeordnet werden. In einer modernen Bauträgersiedlung, in der alle Gebäude gleich sind – herzlichen Glückwunsch!
Dieser Tage war ich mal wieder mit einer der Töhlen beim Tierarzt und hatte im Wartezimmer ausreichend Zeit, die Anmeldung zu beobachten. Wegen vorbildlich zu dokumentierendem Datenschutz musste jeder Neuankömmling erst mal eine Datenschutzaufklärung unterschreiben, damit er erst mal weiß, welche seiner Daten beim Tierarzt gespeichert sind!
Welche nun wohl?
Dann war natürlich nun ein Behandlungsvertrag schriftlich zu fixieren, es reicht nicht mehr, dass ich mein Tier in die Praxis schleppe. Warum werde ich mir die Mühe machen, mein widerborstiges Tier, dass die Ameisenlöcher im Wartezimmer zum Verstecken sucht, in die Praxis zu schleppen. 50 kg Hund auf der Suche nach dem versprochenen Ameisenloch – da weiß man, was man getan hat.
Und dann noch die datenschutzrechtliche Einwilligung, dass die soeben erhobenen umfangreichen??? Daten nicht nur für die aktuelle Behandlung, sondern auch für alle folgenden sowie ggf. für das Labor verwendet werden dürfen.
Es ist ausgesprochen interessant zu beobachten, wie genau diese ganzen Formulare durchgelesen werden und wie oft tatsächlich die Nutzung für Labor oder weitere Behandlung verweigert werden. Unglaublich!
Gehe ich dann in den Supermarkt, bin ich schon genervt, wenn ich mich an der Kasse anstelle. „Haben sie eine Deutschlandcard? Eine Rabattkarte? Eine Paybackkarte?“
Und ganz besonders interessant wird es, wenn selbst die Schachtel Zigaretten, eine Zeitung, die geringsten Kleinigkeiten mit Karte bezahlt werden.
So werden tatsächlich eine Unmenge von höchst vertraulichen Daten völlig freiwillig und ohne die geringsten Befindlichkeiten an alle möglichen sammelwütigen Unternehmen verteilt.
Völlig unverständlich, wie leichtfertig auf diese Art mit den persönlichsten Daten umgegangen bzw. diese freigegeben werden. Jeder/Jedes Unternehmen kann sie kaufen, einsehen, zusammenwürfeln, Raster anlegen, Bewegungsprofile erstellen, Auswertungen jeglicher Art fahren, Lebensgewohnheiten scannen, Familienangehörige auswerten, einfach alles – aber offensichtlich findet das ein Großteil der Betroffenen völlig in Ordnung.
Wobei sich das ja nicht auf den Supermarkt beschränkt. Kiosk, Bahn, online, mit jedem Kartenkauf gebe ich „intime“ Details preis.
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